Empfindliche Teile

22. März 2023

Manche Komponenten eines Autos lassen sich kaum verbessern. Die Funktion des Scheibenwischers gehört wohl in diese Riege. Seit seiner Erfindung 1903 durch die US-Amerikanerin Mary Anderson beruht das Prinzip der Scheibenreinigung darauf, eine Gummilippe über das Glas zu ziehen und so das Wasser zu entfernen (US-Patent Nr. 743801). Wird das Wischerblatt allerdings beschädigt, sind Schlieren die Folge. Die Sicht schwindet. „Förmlich Gift für den Scheibenwischer ist es, ihn als Eiskratzer einzusetzen“, warnt Eberhard Lang von TÜV SÜD. Deshalb sollten Autofahrer mit Beginn der wärmeren Tage die Scheibenwischer in Augenschein nehmen, nach winterbedingten Beschädigungen fahnden und falls nötig austauschen.

Doch ebenfalls normaler Verschleiß macht den feinen, inzwischen auf Bruchteilen von Millimetern geschnittenen Wischerblättern zu schaffen. Schon kleinste Scharten hinterlassen im Wischerfeld Streifen. Die behindern die Sicht. Zwar stellen verschlissene Wischergummis bei der gesetzlich vorgeschriebenen Hauptuntersuchung (HU) nur einen geringen Mangel dar. Mithin steht der Prüfplakette nichts entgegen. Gleichwohl sind sie ein Risiko für die Verkehrssicherheit. „Schlieren sowie Verschmutzungen auf der Windschutzscheibe verschlechtern die Sicht, vor allem bei Nässe, und erhöhen bei Dunkelheit die Blendung durch entgegenkommende Fahrzeuge“, gibt der TÜV SÜD-Fachmann zu bedenken. Im schlimmsten Fall wird die Autofahrt sekundenlang zu einem Blindflug.

Einen Austausch kann man in den meisten Fällen wohl in Eigenregie vornehmen. Der Zubehörhandel hält für die gängigen Fahrzeugtypen entsprechenden Ersatz bereit. „Dabei sollte man allerdings auf den genauen Typ achten“, empfiehlt Lang und erfahrungsgemäß sind die Produkte namhafter Anbieter auf Dauer die bessere Wahl gegenüber Discountangeboten. „Doch bevor man zum Portemonnaie greift, sollte man die Wischerblätter reinigen“, empfiehlt der TÜV SÜD-Fachmann. Dazu sollten sie zweckmäßigerweise abmontiert werden. Zumeist sorgt Wasser, mit etwas Spülmittel oder Autoshampoo aufbereitet, bereits für ein gutes Ergebnis. Bei hartnäckigem Schmutz helfen ein Küchentuch und unverdünnter Sommerreiniger zu neuem Durchblick. Vor Lösungsmittel oder Benzin warnt Lang. Sie können den dünnen Auftrag einer Graphitverbindung, mit der hochwertige Wischgummis beschichtet sind, beschädigen. Auch das Gummimaterial selbst leidet unter falschen Reinigungsmethoden und kann dadurch dauerhaft unbrauchbar werden.

Und noch einen Tipp hält der TÜV SÜD-Fachmann parat: „Wenn man die Wischerarme zum Reinigen abgeklappt hat, sollte man sie anschließend behutsam wieder auf die Scheibe setzen, sonst können sich die Metallbügel der Wischerblätter verbiegen und der Anpressdruck ist nicht mehr auf ganzer Länge der Wischlippe gleich.“ Die Folgen: Schlieren oder ein Rubbeln der Scheibenwischer.

Wenn ein neues, qualitativ hochwertiges Wischblatt rattert, liegt es möglicherweise nicht im richtigen Winkel auf der Scheibe an. Das ist oft die Folge von Vandalismus am Wischerarm. Werkstätten können die so genannte Schränkung mit einer speziellen Lehre messen und korrigieren. Bei älteren Wischblättern hilft dies aber meistens nicht. Da bleibt nur eine Neuanschaffung übrig.